Ranking der deutschen Chemiestandorte

Die größten Chemieparks in Deutschland

Deutschland gehört zu den größten Chemie- und Pharmaproduzenten weltweit – eine Besonderheit ist dabei das Konzept der sogenannten Chemieparks. Unser Ranking inklusive interaktiver Karte zeigt die größten Chemieparks in Deutschland.

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Fischaugen-Aufnahme eines Chemieparks von oben bei Sonnenuntergang
Chemiepark soweit das Auge reicht - die deutschen Standorte, die in der interaktiven Karte weiter unten aufgeführt sind, kommen auf knapp 11.000 ha Fläche.

Chemieparks sind nicht nur wichtige Produktionsstätten für die chemische sondern auch für die pharmazeutische und biotechnologische Industrie. Die Anlagen und Versorgungseinheiten der Parks sind stark miteinander vernetzt. Ansässige Unternehmen teilen Aufgaben untereinander auf oder beschäftigen Dienstleister, die dann für den gesamten Standort zuständig sind. Etwa 40 Chemieparks gibt es in Deutschland, deren Flächen und jeweilige Betreiber Sie aus unserer interaktiven Karte entnehmen können. Die zehn Standorte, die nach ihrer Fläche, die größten in Deutschland sind, sind noch einmal detailliert ausgeführt.

Chemieparks in Deutschland (Symbolgröße entspricht Fläche)

Nicht nur innerhalb der deutschen Chemieparks gibt es Cluster, die sich Versorgungseinheiten teilen – der Blick auf die Deutschlandkarte zeigt, dass sich auch die Chemieparks selbst in bestimmten Regionen häufen. Im Osten rund um die Standorte Leuna, Bitterfeld und Schkopau war früher das Chemiedreieck der DDR, aufgrund der Nähe zu den Tagebauen, die Zugang zu Braunkohle als Energielieferant ermöglichten. Ähnliches gilt für das Chemiepark-Cluster im Ruhrgebiet und weiter südlich im Rheinland, das nahe am Steinkohlebergbau gelegen ist.

Die 10 größten deutschen Chemieparks

Agro-Chemiepark Piesteritz
Platz 10: Chemiepark PiesteritzNach den Angaben des Chemieparks Piesteritz selbst, ist er bisher der einzige Agro-Chemiepark in Deutschland. Die Gesamtfläche, die im Stadtteil Piesteritz von Wittenberg liegt, beträgt 390 ha. Seit 2005 haben sich am Standort etwa 45 Unternehmen angesiedelt. Auf dem Gelände stehen unter anderem ein Biomasse-Heizkraftwerk der Stadtwerke Leipzig sowie eine CO2-Verflüssigungsanlage von Air Liquide. Im April 2024 gab derStickstoffproduzent und gleichzeitig Chemiepark-Betreiber SKW Piesteritz eine Zusammenarbeit mit Uniperbekannt, zur wechselseitigen Unterstützung bei der Versorgung, Produktion und Logistik von Ammoniak und Wasserstoffderivaten.
Die neue MDI-Anlage in Brunsbüttel im Industriepark von Covestro
Platz 9: Industriepark BrunsbüttelBrunsbüttel liegt am Schnittpunkt von Nord-Ostsee-Kanal und Elbe. Die Stadt mit etwas über 12.000 Einwohnern beherbergt den von Covestro betriebenen Industriepark Brunsbüttel. Das Gelände ist 420 ha groß und der Betreiber beschäftigt dort 650 Mitarbeitende. Zukünftig will Covestro 10 % des Dampfes am Standort mit erneuerbaren Energien produzieren und dafüreine Wärmebatterie nutzen.
Industriepark Höchst
Platz 8: Industriepark HöchstDer Stadtteil Höchst in Frankfurt am Main beherbergt den von Infraserv Höchst betriebenen gleichnamigen Industriepark. Auf 460 ha haben sich etwa 90 Unternehmen angesiedelt. Seit 2024 wird der Industriepark von einemneuen Flusswasserwerkversorgt undab 2026 soll der Standort Windstrom aus der Nordseeerhalten. Ende 2024eröffnete Vulcan eine Lithiumelektrolyse-Anlageim Chemiepark.
Chempark Leverkusen
Platz 7: Chempark LeverkusenDer Chempark in Leverkusen ist mit 480 ha der größte von drei Standorten der Betreibergesellschaft Currenta, die anderen beiden liegen in Dormagen (360 ha) und Krefeld-Uerdingen (260 ha). Die Schwerpunkte der Produktion in Leverkusen liegen auf Nitrier- und Chlorierprodukten, Aromaten, Feinchemikalien und der Siliziumchemie. Unter anderem ist dort der Additiv-Hersteller Levaco ansässig, der dort seineKapazitäten zum Herstellen von Alkoxylatenerweitert. Covestro eröffnete im Chempark Leverkusen 2024 einTechnikum für Hochviskosetechnologieundinvestiert unter anderem in die Laborinfrastruktur am Standort.
Chemiepark Marl
Platz 6: Chemiepark MarlDer Chemiepark Marl, den Evonik Operations und Technology & Infrastructure betreibt, liegt in der gleichnamigen Stadt im Ruhrgebiet. Auf dem 600 ha großen Gelände verlaufen 1.200 km Rohrleitungen. Der Standort produziert mehr als 4 Mio. Tonnen verschiedener Produkte pro Jahr unter anderem für Hydroxyl-terminierte Polybutadiene (HTPB), für dieder Betreiber die Kapazitäten am Standort erhöht. Ende 2023 hat das Chemieunternehmen Ineos Phenol in MarlEuropas größte Cumol-Produktionsanlagein Betrieb genommen.
Gaskraftwerk im Industriepark Lingen
Platz 5: Industriepark LingenDie Stadt Lingen im Emsland in Niedersachsen betreibt den Industriepark Lingen. Am Standort mit 700 ha liegt der Fokus auf Energieerzeugung und -versorgung, prozessorientierter und chemischer Industrie, Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Maschinenbau. In den letzten Jahren engagiert sich der Industriepark auch vermehrt für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. RWE beispielsweise kündigte an,einen Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 MWam Standort bauen zu wollen.Sunfire und Bilfinger liefern dafür Technologie und Engineeringleistungen.
Gastanks bei Nacht auf Gelände von beleuchteter Chemieanlage
Platz 4: Industriepark Schwarze PumpeDie Besonderheit des Industrieparks Schwarze Pumpe ist, dass er länderübergreifend ist und ansässige Unternehmen Förderprogramme des Landes Brandenburg als auch des Freistaates Sachsen nutzen können. Auf 866 ha betreibt die ASG Spremberg als kommunale Gesellschaft der Stadt Spremberg (Brandenburg) und der Gemeinde Spreetal (Sachsen) den Industriepark – eines der industriellen Zentren der Lausitz.
Luftaufnahme vom Valuepark in Schkopau
Platz 3: ValueparkDie Fläche des Value-Park erstreckt sich über 920 ha, die auf zwei Werksgelände aufgeteilt sind - das eine liegt in Schkopau (Sachsen-Anhalt) das andere in Böhlen (Sachsen). Betreiber des Industrieparks ist Dow Olefinverbund. Den größten Anteil an den ansässigen Unternehmen nehmen Kunststoffverarbeiter ein.Dow kündigte Anfang 2023 an, Sparmaßnahmen in Europa ergreifen zu wollenund dafür Anlagen zu schließen und Stellen abzubauen.
Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
Platz 2: Chemiepark Bitterfeld-WolfenBitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt beheimatet den zweitgrößten Chemiepark Deutschlands. Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH ist Betreiber des 1.200 ha großen Geländes. Über Rohrleitungen für den Transport technischer Gase ist dieser Standort mit den Parks in Leuna und Schkopau verbunden. In 2024 begannVerbio den Bau einer Ethenolyse-Anlage auf Biodieselbasisam Standort. Im September 2024 eröffnete AMG außerdem im Chemiepark eineLithiumhydroxid-Raffinerie.
Raffinerie vor blauem Himmel mit Wiese davor, Chemiestandort, Chemiepark, Produktion
Platz 1: Chemiestandort LeunaUnangefochtene Nummer eins mit 1.300 ha Fläche ist der Chemiestandort Leuna. Mit BASF, Linde und Dow sind dort drei derzehn weltweit größten Chemiekonzernevertreten. Einen großen Teil des Geländes nimmt die Total-Raffinerie ein. Mitte 2024 hat die Pilotanlage zur Produktion von grünem Methanol im Rahmen des Projekts„Leuna100”am Standort die erste Charge Methanol produziert.

Ein aktuelles Beispiel inwiefern die Vernetzung in einem Industriepark auch Nachteile haben kann, ist Dyneon im Chemiepark Gendorf. Der Eigentümer des Fluorpolymer-Herstellers, der US-amerikanische Konzern 3M, will aufgrund des PFAS-Verbots den Standort in Gendorf schließen. Im Verbund des Bayerischen Chemiedreiecks sind allerdings viele Produktionen und Unternehmen von den Dyneon-Produkten abhängig, weswegen die Schließung weitreichende Folgen hat und sich mittlerweile auch die Politik für einen Weiterbetrieb einsetzt.

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