CO2-Speicherung unter der Nordsee

Air Liquide und BASF planen CCS-Projekt im Hafen von Antwerpen

Air Liquide und die BASF planen den Aufbau der weltweit größten grenzüberschreitenden Wertschöpfungskette zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS). Ziel ist es, die CO2-Emissionen der Industrie im Hafen von Antwerpen deutlich zu senken.

Hafen von Antwerpen, Luftansicht
Die CO2-Emissionen im Hafen von Antwerpen sollen bis 2030 halbiert werden.

Das Projekt unter dem Namen Kairos@C wird gemeinsam von beiden Unternehmen an deren Verbundstandort in Antwerpen entwickelt. Durch die Vermeidung von 14,2 Mio. Tonnen CO2 in den ersten zehn Betriebsjahren soll das Projekt einen wesentlichen Beitrag zum Ziel der EU leisten, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission als eines von sieben Großprojekten aus mehr als 300 Anträgen für eine Förderung durch den Innovationsfonds ausgewählt. Der Europäische Innovationsfonds ist eines der weltweit größten Programme zur Förderung innovativer kohlenstoffarmer Technologien. Der Erhalt dieser Förderung ist ein wichtiger Meilenstein, um eine endgültige Investitionsentscheidung zu treffen und mit der Umsetzung des Projekts zu beginnen.

Details zu einem ähnlichen CCS-Projekt im Hafen von Rotterdam lesen Sie hier:

Abscheidung, Verflüssigung und Transport

Zusätzlich zu der im großen Maßstab geplanten Abscheidung, Verflüssigung, dem Transport und der Speicherung von CO2 in der Nordsee sollen dabei mehrere innovative Technologien zum Einsatz kommen. So will Air Liquide für die Abscheidung von CO2 aus Produktionsanlagen seine patentierte Cryocap-Technologie und BASF zur Trocknung des CO2 ihre Sorbead-Lösung anwenden. Das Projekt soll im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden.

Kairos@C soll den Weg für die nächsten Phasen der CO2-Reduzierung im Hafen von Antwerpen bereiten. Geplant ist auch eine Anbindung an gemeinsame im Rahmen von „Antwerp@C“ gebaute Transport- und Exportinfrastrukturen für CO2, einschließlich eines Verflüssigungs- und Exportterminals. Antwerp@C ist ein Konsortium, dem Air Liquide und BASF als Gründungsmitglieder angehören und das sich zum Ziel gesetzt hat, die CO2-Emissionen im Hafen von Antwerpen bis 2030 zu halbieren.

„Alle verfügbaren Technologien nutzen“

Damit die BASF ihre ambitionierten Klimaziele – Details dazu finden Sie in unserem Artikel vom März – erreicht, „müssen wir alle verfügbaren Technologien nutzen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Dr. Martin Brudermüller. „Insbesondere für unseren Verbundstandort in Antwerpen ist CCS aufgrund seiner erstklassigen Lage mit direktem Zugang zum Meer eine attraktive Lösung, um CO2-Emissionen aus Produktionsprozessen im industriellen Maßstab innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums zu reduzieren.“

„Air Liquide und BASF unterhalten seit über 50 Jahren eine strategische Partnerschaft im Hafen von Antwerpen, und dieses bahnbrechende Projekt öffnet ein neues Kapitel unserer Zusammenarbeit zur Entwicklung einer nachhaltigeren Industrie“, erklärte Benoît Potier, Vorstandsvorsitzender von Air Liquide.

Über die aktuellen Entwicklungen zum Thema CCS informiert Sie unser Ticker zum Thema.

Die Klimaziele von BASF und anderen großen Chemiekonzernen in Bildern

EU-Parlament
Die EU hat ihre bis 2050 geplanten Klimaziele verschärft. Der im April 2021 verabschiedete neue Beschluss sieht vor, bis 2030 die emittierten Treibhausgase um 55% im Vergleich zu 1990 zu senken.
Bayer-Fabrik
Bereits Ende 2019 hat Bayer ein Paket an Maßnahmen und neuen Nachhaltigkeitszielen ab 2020 bekanntgegeben. Das Unternehmen strebt an, bis 2050 unter Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral zu werden. Das bedeutet, dass der Pharma- und Chemiekonzern bis 2030 an seinen eigenen Standorten klimaneutral sein will und bis 2029 den CO2-Ausstoß bei Abnehmern sowie der Lieferkette um 12,3 % verringern will. Bis 2030 plant Bayer außerdem, 100 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Lanxess-Klimagrafik
Fast gleichzeitig zur ehemaligen Mutter hat sich der Spezialchemie-Konzern Lanxess ein Klimaschutzziel gesetzt: Bis 2040 will der Konzern klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Mio. Tonnen CO2-Äquvivalent abbauen.
Dow
Das Chemieunternehmen Dow hat sich dasselbe Jahr der Klimaneutralität gesetzt wie die EU – 2050. Bis zum Etappenziel 2030 will der Konzern seine Netto-Kohlenstoffemissionen um 5 Mio. t/a verringern, im Vergleich zu 2020. Außerdem plant er bis 2030 insgesamt 1 Mio. t Kunststoff zu sammeln, wiederzuverwenden oder zu recyceln.
BASF
Auch der Chemie-Riese BASF hat sich als Netto Null Jahr 2050 gesetzt. Bis 2030 will das Unternehmen seine weltweit emittierten Treibhausgase im Vergleich zu 2018 um 25 % senken. Außerdem will der Konzern fossile Energieträger gegen Strom aus erneuerbaren Quellen austauschen.
Merck-Zentrale
Ein anderer Chemie- und Pharmakonzern nimmt sich nur bis 2040 Zeit: Merck hat im November 2020 seine neue Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt. Das Unternehmen hat sich 2030 als Etappenziel gesetzt bis zu dem es seine Treibhausgas-Emissionen um 50 % reduzieren (Vergleich 2020) und 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen will. Um Emissionen einzusparen plant Merck, bis 2023 90 % seiner Healthcare Produkte mit dem Schiff, anstelle des Flugzeugs zu transportieren.
Lyondellbasell
Der Kunststoffhersteller Lyondellbasell gibt kein konkretes Jahr an, bis zu dem er klimaneutral handeln will. Jedoch plant das Unternehmen, bis 2030 2 Mio. t/a recycelte Polymere zu produzieren. Dafür will es sowohl das mechanische, als auch das molekulare Recycling vorantreiben. Weiterhin will der Konzern bis 2030 die CO2-Äquivalente pro Tonne Produkt im Vergleich zu 2015 um 15 % reduzieren.
Henkel
Der Konsumgüter-Hersteller Henkel will bis 2040 nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sein. Also neben dem Ausgleich der eigenen Emissionen, zusätzlich einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Dafür plant das Unternehmen, bis 2030 den CO2-Fußabdruck seiner Produktion um 75 % im Vergleich zu 2010 zu senken. Außerdem möchte der Konzern, für denselben Zeitraum seinen Energieverbrauch pro Tonne Produkt um 50 % senken und 100 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen.
Anlagenbau einer Düngemittel-Anlage
Und auch im Anlagenbau führt kein Weg an Klimaschutz vorbei: Thyssenkrupp will ab 2050 klimaneutral sein. Bereits 2030 möchte der Konzern rund 30 % bei den Emissionen aus eigener Produktion und bezogener Energie einsparen. Dabei orientiert sich Thyssenkrupp mit seiner im Sommer 2019 vorgestellten Klimastrategie am Pariser Klimaabkommen von 2015.
Linde
Der Gaskonzern Linde plant bis 2028 seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2018, um 35% zu reduzieren. Außerdem will das Unternehmen 1 Mrd. US-Dollar in Dekarbonisierungsprojekte investieren und den Kauf von CO2-armen Energien verdoppeln.

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